Interview auf dem holländischen Triathlon-Portal trikipedia.nl

Hier der Text auf Deutsch:

Claudine interviewt Philipp Bosshard; 88 Prozent verbrannt, aber Teilnehmer Challenge Almere.

Nachdem die Amsterdamer Hawaii-Gangsterin Claudine Jansen spontan die Ultra-Triathletin Anna Bednarczyk für Trikipedia interviewt hat, kam die Idee auf, das öfter zu machen. Denn nichts macht mehr Spaß als (Tri-)Athleten, die sich miteinander unterhalten. Claudine ist Zahnhygienikerin, backt gerne Kuchen und ist mit dem Journalisten Jim Jansen verheiratet, dem Bruder von Comedian/Moderator Dolf Jansen. Ihr zweites Interview ist wieder etwas Besonderes, und zwar mit dem Schweizer Triathleten Philipp Bosshard. Er tritt nächste Woche in Almere an, wir werden ihn alle anfeuern!

Im Jahr 2019 lernte ich Philipp Bosshard in einem Trainingslager auf Fuerteventura kennen. Seine Geschichte ist mir buchstäblich unter die Haut gekrochen. 2014 erlitt er einen schweren Arbeitsunfall, bei dem er 88 Prozent seiner Haut verbrannte. Mit schwerwiegenden Folgen: 13-stündige Operation, 2 Monate künstliches Koma und 12 Monate auf der Intensivstation. Dann ein Jahr Reha – und schon war er auf Fuerteventura und trainierte eine Woche lang intensiv für einen Triathlon. Wow, was ist das für ein starker Mensch, dachte ich. Er war sympathisch und konnte offen über sein Schicksal sprechen. Natürlich sagte er auch, dass es viel Mut erforderte, diesen Schritt zu wagen. Es war eine große Herausforderung, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Seine Haut ist mit Narben übersät. Seine Nase wurde rekonstruiert und sein Haar wächst nicht mehr.

Seit 2021 trainiert und lebt er in St. Moritz. Er lebt unabhängig in einer Wohnung und trainiert mit Spitzensportlern wie Els Visser. Am 9. September wird er hier in den Niederlanden an der Challenge Almere teilnehmen. Sein erster Langdistanz-Triathlon. Ich durfte ihn interviewen und möchte ihn euch gerne vorstellen.

 

Welche Sportarten hast du früher betrieben?

            Meine Leidenschaft war Turnen und Snowboarden.”

Wie bist du mit dem Triathlon in Berührung gekommen?

            Die Bewegung war Teil der Therapie. Meine Haut hat viel Narbengewebe und muss deshalb ständig mobilisiert werden, zuerst durfte ich laufen. Später kamen das Radfahren und Schwimmen dazu. Um meine Ausdauer für den Alltag zu verbessern und damit ich ohne Pause ein Stockwerk hochlaufen kann, habe ich mit meiner damaligen Sportphysiotherapeutin Francesca Brenni angefangen zu laufen. Ich wollte für mich eine Möglichkeit finden, mich jeden Tag zu bewegen, zudem sollte sie mich motivieren, und zwar möglichst ohne dass ich dafür in ein Spital oder eine Klinik gehen muss. Mit Francesca habe ich mir immer wieder neue Ziele gesetzt. Wir beschlossen, gemeinsam einen 2-stündigen Spaziergang zu machen. Nachdem ich dieses Ziel erreicht hatte, wollte zu laufen beginnen. Und so sagte ich zu ihr: 'Eines Tages möchte ich einen Triathlon machen'.

Was haben dein Arzt und dein Therapeut dazu gesagt?"

            Sie dachten, ich würde für immer ein Patient bleiben.

Welchen der 3 Disziplinen bevorzugst du?

            Schwimmen, weil sich das für meine Haut am besten anfühlt. Ich fühle mich dabei am wohlsten. Manchmal, wenn ich so schön durchs Wasser gleite, ist es fast, als würde ich fliegen.

Was sind die Nachteile des Triathlons für dich?

            Überhitzung: Ich kann nur in kühleren Klimazonen antreten, beim Laufen brauche ich oft eine Kühlweste. Das bedeutet zwei Kilo zusätzliches Gewicht. Und Beweglichkeit. Meine Haut schränkt meine Beweglichkeit ein, weil sie nicht so elastisch ist. Das merke ich vor allem beim Schwimmen. Außerdem ist die Sauerstoffversorgung ein Problem, weil ich 30 % weniger Lungenvolumen habe, was bedeutet, dass ich nicht so viel Sauerstoff aufnehmen kann. Das verursacht manchmal Probleme für die Muskeln. Außerdem kann ich nicht wirklich stürzen, denn durch Schürfwunden ist meine Haut gefährdet. Sie kann nicht wirklich nachwachsen.

Wie was bedeutet das das Bike-Race?  

            Absolut kein Risiko einzugehen.

Wie sieht dein Leben heute aus:

            Ich lebe seit November 2021 im Engadin. Ich bin auch Motivator und versuche, andere Menschen mit meiner Geschichte zu motivieren. Ich begleite auch Brandpatienten und versuche, ihnen mit meiner Geschichte einen Weg aufzuzeigen, wie sie in ein erfülltes Leben zurückkehren können.

Ich habe gesehen, dass du auch Vorträge hältst. Was möchtest du den Menschen sagen?

            Ich möchte zeigen, dass ein Neuanfang möglich ist. Und dass es sich lohnt, nach einem Schicksalsschlag neu anzufangen.'

Was ist dein grösstes Ziel?

            Challenge Almere finishen....Klassifizierung im Paratriathlon, Start bei     Weltmeisterschaften.''

Und schließlich, was ist dein Lebensmotto:

            Get back. Move on!

Beat Reck