Meine Story

In Flammen. Am 2.6.2014 habe ich durch einen Arbeitsunfall 88 Prozent meiner Haut verloren. 13 Stunden auf dem Operationstisch des USZ. Danach: 2 Monate im künstlichen Koma + 12Monate auf der Intensivstation + 2 Monate auf der Bettenstation. Mitte 2015 Beginn der Reha in Bellikon. Dauer: 12 Monate.

Danke. Heilung ist Team- und Schwerstarbeit. Deshalb: Danke Ärztinnen und Ärzte, danke Pflegerinnen und Pfleger, danke Therapeutinnen und Therapeuten, danke Familie, danke Freundinnen und Freunde, danke Kollegen, danke ehemaliger Arbeitgeber, danke alle. Ohne euch wäre es nicht so gut gelaufen.

Looking back: Die Wanne im USZ, in der meine verbrannte Haut gereinigt wurde.

Looking back: Die Wanne im USZ, in der meine verbrannte Haut gereinigt wurde.

Mein Alltag

Blicke. Noch immer bin für manche Leute eine Herausforderung: Mein Unfall ist mir ins Gesicht geschrieben. Menschen, die mich zu ersten Mal sehen, sind irritiert. Sie wissen nicht, wie damit umgehen: Wegschauen? Hinstarren? Mitleid haben?

Mut. Mut. Mut. Es braucht für mich Mut, unter Menschenzu gehen. Ich sage mir: Lass dir dein Leben nicht einschränken. Soll mein Aussehen mein Verhalten bestimmen? Soll es mich einschränken? Nein. So wie ich mir heute in die Augen sehen kann, so sollen mir auch die Menschen in die Augen schauen.

Meine Haut

Fremd. Heute stecke ich buchstäblich in einer anderen Haut. Nur gerade 12 % meiner Haut sind nach dem Brandunfall übrig geblieben. Die Narbenhaut kann nicht schwitzen. Hohe Temperaturen sind schwierig für mich.

Therapie. Meine Haut zieht sich immer wieder zusammen. Narbengewebe – so der Begriff für meine Haut – ist weniger dehnbar. Deshalb ist die Beweglichkeit meines Körpers eingeschränkt. Ich brauche regelmässig Physiotherapie. Stellenweise ist das Narbengewebe noch nicht optimal verheilt. Das hat auch noch heute Operationen zur Folge.

Mein Training

Move on. Ich war immer ein Bewegungsmensch. Auf den Tag genau 5 Jahre nach dem Unfall startete sich am Ironman 70.3 in der Staffel im Radkurs. Die Wettkämpfe geben meinem Training ein Ziel. Seit 2019 trainiere ich als Triathlet. Die drei Diszipilnen bringen mich mental und physisch weiter.

Leistung. Sport erlaubt mir, mich in meiner Haut wohl zu fühlen. Und: Als Athlet bin ich in erster Linie Athlet und nicht Brandopfer. Im Sport geht es um meine Leistung und nicht um mein Äusseres. Klar stecke ich mir Wettkampfziele. Aber das sind keine Medaillen. Eigentlich ist jedes Training schon ein Sieg.

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Happy im Engadin. Mit meinem neuen Coach Seminra Bontognali sowie mit Brett Sutton, Head Coach of Trisutto

Mein Start als Triathlet

Home of Triathlon. 2020 ging’s richtig los. Mit Semira Bontognali hatte ich ich einen neuen Triathlon-Coach gefunden. Semira ermöglichte mir, einen längeren Trainingsaufenthalt im Home of Triathlon in Silvaplana. Ich konnte zusammen mit Weltklasse-Triathleten trainieren, das kühlere Klima erleichterte mein Training und erlaubte mir auch im Sommer einen professionellen Trainingsalltag.

Fortschritt. Es waren glückliche Monate im Engadin. Die Leistungssteigerung war beachtlich. Die vielen Kontakte mit Spitzenathletinnen und -athleten haben mir Kraft gegeben, meinen Weg weiter zu gehen. Zwar konnte ich aus Risikogründen den Start beim Ironman Florida (Panama City Beach) nicht realisieren. Aber ich habe viel Power getankt.

Meine Erfahrungen

Kraft. Auf meinem Weg zurück in den Alltag haben mir so viele Menschen Kraft gegeben. Oder besser: Sie haben an meine Kraft geglaubt. Dieses Erlebnis hat mich verändert. Vielleicht mehr als alles andere.

Meine Zukunftspläne

Support leisten. Ich habe mein Leben neu ausrichten müssen. Ich bin jetzt an einem Punkt, von dem ich auf die schwierige Zeit der Genesung und Rehabilitation zurückblicken kann. Mit meinen Erfahrungen möchte ich Menschen helfen, die mit ähnlich schwierigen Situationen konfrontiert sind.

Speaker und Erfahrungs-Erzähler. Neben meinem Triathlon-Aktivitäten engagiere ich mich als Speaker und erzähle von meinen Erfahrungen. Ich will zeigen, dass ein Neuanfang möglich ist. Und dass es sich lohnt, nach einen Schicksalsschlag durchzustarten.

Stiftungsgründer. Eines meiner Ziele, ist auch die Gründung einer Stiftung. Das muss nicht gleich morgen sein. Ich möchte eine Stiftung ins Leben rufen, die andere Menschen unterstützt und dabei von jenen Erfahrungen ausgeht, die ich auf meinem Weg zurück gemacht habe.